Kabardino-Balkarien

Kabardino-Balkarien
Kabardino-Balkarien,
 
Republik der Kabardiner und Balkaren, Teilrepublik der Russischen Föderation auf der Nordabdachung des Großen Kaukasus, 12 500 km2, (2000) 791 600 Einwohner; Hauptstadt ist Naltschik.
 
Kabardino-Balkarien umfasst die nördlichen Vorberge und Ebenen des Großen Kaukasus bis zu den stark vergletscherten Bergen (über 5 000 m über dem Meeresspiegel) Elbrus, Dychtau und Schchara und wird durchzogen von energiereichen Flüssen (Terek mit Zuflüssen Baksan, Malka, Tscherek u. a.), die für die Hydroenergieerzeugung genutzt werden. Etwa 2 000 m über dem Meeresspiegel beginnt ein 533 km2 großes Naturschutzgebiet (mit Leoparden, Wisenten, Gämsen und seltenen Pflanzen).
 
Nach der Volkszählung von 1989 machen die mit den Tscherkessen verwandten Kabardiner 48,2 % der Bevölkerung aus, die Balkaren, ein Turkvolk, nur 9,4 %; außerdem leben 32,0 % Russen, 1,7 % Ukrainer, 1,3 % Osseten, 1,1 % Deutschstämmige sowie 6,3 % Angehörige anderer Nationalitäten in der Republik.
 
Im Vordergrund der Landwirtschaft steht die Viehhaltung (Gebirgsweiden) mit Rinder-, Schaf- und Pferdezucht. In der Ebene (im Nordosten im Bereich des Terek) und im Vorgebirge auf fruchtbaren Schwarzerdeböden Weizen-, Mais-, Gemüseanbau sowie Obst- und Weinbau. Der Bergbau (Molybdän-, Wolfram-, Blei- und Zinkerze und Steinkohle) sowie Erdöl- und Erdgasgewinnung sind besonders in strategischer Hinsicht wirtschaftlich bedeutend. Industriezentren sind Naltschik, Tyrnyaus (Wolfram-, Molybdänerzeugung) und Prochladnyj. Im Elbrusgebiet Hochgebirgstourismus.
 
 
Die Vorfahren der heutigen Bewohner, eine Mischbevölkerung aus iranischen (Alanen), tscherkessischen (Adyge) und turksprachigen Bevölkerungsgruppen, haben sich erst zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert zu dauerhafteren Stammesverbindungen (Kabardiner und im Bergland die Balkaren) zusammengeschlossen. Von den genuesischen und griechischen Kaufmannsniederlassungen am Schwarzen Meer aus fanden christliche Missionare Zugang, doch über die Goldene Horde setzte sich schließlich die Islamisierung durch. Die Kabardei unterstellte sich 1557 unter dem Fürsten Temrjuk der russischen Oberhoheit (Iwan IV. heiratete in 2. Ehe dessen Tochter Maria). Im Frieden von Belgrad 1739 wurde die große und kleine Kabardei zur neutralen Pufferzone zwischen dem Russischen Reich und dem osmanischen Machtbereich. 1774 setzte Katharina II. nach dem erfolgreichen Türkenkrieg die Annexion durch; bis 1827 wurde auch das Gebiet der Balkaren an das Russische Reich angeschlossen. Nach der Oktoberrevolution bildete die Kabardei 1921 ein autonomes Gebiet innerhalb der RSFSR; 1922 erfolgte die Erweiterung zum Kabardino-balkarisches Autonomen Gebiet, mit der Verfassung von 1936 die Umwandlung in eine Teilrepublik. Während des Zweiten Weltkriegs stießen deutsche Truppen bis über den Terek südlich von Mosdok vor. Nach ihrem 1943 erzwungenen Rückzug verfügte Stalin die Zwangsdeportation der Balkaren (1944); das Gebiet wurde in Kabardinische ASSR umbenannt. 1957 rehabilitierte ein Dekret des Obersten Sowjets das balkarische Volk und erlaubte die Rückkehr in seine Heimat, die ihren früheren Doppelnamen zurückerhielt. Nach dem Zerfall der Sowjetunion (1991) verstärkte sich das Streben der Kabardiner und Balkaren nach einer jeweils eigenen Republik. Während sich die - noch auf der früheren kommunistischen Machtstruktur aufbauende - Republikführung unter Präsidenten Walerij Kokow mit Fürsprache besonders des russischen Bevölkerungteils auf den Erhalt der binationalen Struktur der Republik orientierte, forderte der 1992 entstandene »Kongress des kabardinischen Volkes« die Schaffung einer Republik auf der Basis der »historischen Kabardei« und von Russland eine Unterstützung der Rückkehr von Tscherkessen aus der Diaspora; die seit 1992 besonders durch den »Nationalrat des balkarischen Volkes« vertretenen Balkaren votierten in einem Referendum (mit 95 % der abgegebenen Stimmen) für eine eigene Republik innerhalb der Russischen Föderation (dies mit dem Anspruch auf das balkarische Gebiet in den Grenzen vor der Deportation, deshalb u. a. Rückgabeersuchen an Nordossetien bezüglich sechs ehemals balkarischer Dörfer). Zu Problemen mit der russischen Zentralmacht führte die aktive Rolle insbesondere der Kabardiner in der »Konföderation kaukasischer Bergvölker« (Unterstützung Abchasiens im Konflikt mit Georgien durch Entsendung Freiwilliger 1992/93, Entwicklung Naltschiks zu einem der Zentren der Konföderation).

Universal-Lexikon. 2012.

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